Paid Content vs. Free Content - Der ewige Krieg - Teil 2

Veröffentlicht auf von Stephan Gemke

Paid Content vs. Free Content

Die unlösbare Aufgabe des Webs

Teil 2: paid content setzt sich nicht durch

 

Jede Medaille hat zwei Seiten. Wenn ich also im ersten Teil behauptet habe, dass sich kostenpflichtiger Inhalt durchsetzen wird, so muss es auch gute Gründe gegen 'paid content' geben.

 

Folglich habe ich im Folgenden einige Punkte zusammengefasst, die paid content unrealistisch erscheinen lassen:  

 

1.      Es gibt nichts, was es nicht auch woanders gibt!

Ob ich nun die Nacktfotos vom fiktiven Promiluder ABC bei der BILD oder auf WELT-Online sehe oder ob ich nun Artikel über Googles Chrome auf faz.net oder spiegel-online lese, ist mir als User doch völlig egal. Ich sehe und lese sowieso das gleiche. Vermutlich geht es Ihnen genauso. Sobald ich etwas suche, bieten mir mindestens 3 Webseiten immer die gewünschte Antwort, insbesondere wenn ich nach Informationen suche. Und ob ich die neusten Entwicklungen in Tibet bei Twitter, auf Spiegel-Online, im FreeTibet-Blog oder auf T-Online lese, ist mir reichlich egal. Hauptsache ich lese sie.

Durch diese Substituierbarkeit der Informationen bieten mir alle Webseiten die Informationen, die ich will. Ich wechsel die News-Portale wie meine Unterhosen, ohne dabei größere Opportunitätskosten zu verzeichnen. Ich finde deswegen immer und überall Alles, wonach ich suche, ohne dass ich mich vor größeren Komfort- und Qualitätseinbußen fürchten müsste!

 

2.       Einigkeit ist nicht in Sicht!

Hinzu kommt die Tatsache, dass eigensinniges Verhalten vom Markt belohnt wird. Jeder, der die Gefängnis-Dilemma-Theorie kennt, weiß, dass die Aussicht auf höheren Gewinn durch eine individuelle Strategie sich immer gegenüber dem Gewinn aus Zusammenhalt und Kartellen durchsetzen wird. Der Mensch ist einfach zu gierig, als das er sich mit nicht ausgeschöpften Möglichkeiten zufrieden geben würde. Deswegen wird es wohl immer ein Unternehmen bzw. eine Webseite geben, die ihren Content kostenlos zur Verfügung stellt, denn dadurch kommen die User und dies ist erst mal das entscheidende Kriterium für Erfolg im WorldWideWeb.

3.       Follow the free

Ein weiterer Grund gegen ‚paid content‘ ist die Mentalität der User. Schließlich sind sie es gewohnt, alles kostenlos rezipieren zu können. Kostenpflichtige Angebote werden gemieden und umgangen, schließlich gibt es neben dem Suchen nach kostenlosen Angeboten auch die gegenseitige Hilfe von Usern für User. Mit Hilfe von E-Mail, Messenger, P2P-Software, Torrents, Downloadzentren (Rapidshare), Web 2.0 Applikationen und etwaige Widgets (z.B.: Boxnet) floriert die Tauschwirtschaft unter den Usern. Getreu dem Motto „wenn man Kostenloses nicht aufspürt, dann sucht man sich einen User, der es einem rüberschickt.“

 

Hinzu kommt der Wettstreit zwischen den Usern und den Anbietern. Reine Abspielstationen bzw. Streamingstationen, wie Webradios oder Videoportale können entweder mitgeschnitten werden oder die Songs und Videos lassen sich durch spezielle Programme (wie dem MySpace Music Downloader oder dem YouTube-Downloader und entsprechende Player und Konverter) herunterladen, konvertieren, übertragen und abspielen. Der Nutzerschaft gelingt es irgendwie immer, gestreamte Daten downzuloaden oder mitzuscheniden oder den Kopierschutz zu umgehen.

Und dort, wo es kostenlos etwas downzuloaden gibt, zieht die große Masse hin. Deswegen auch „follow the free“.

 

4.       User-generated content

Neben kommerziellen Anbietern betreten immer mehr Privatpersonen die öffentliche Bühne des Webs. Aus unterschiedlich narzisstisch geprägten Gründen drängen sie sich immer mehr in den Vordergrund. Und oftmals werden aus privaten Blogs schnell kommerzielle Webseiten, weil sie merken, dass man mit SEO und Partnerprogrammen ein relativ gutes Nebengeschäft aufbauen kann. Und user-generated content ist gefragt. Die User fordern nicht mehr unbedingt ein hohes Produktionsniveau, sondern geben sich eben auch mit Amateurvideos oder privaten Blogs usw. zufrieden.

 

5.       Grenzen des Rechts

Auch der Fakt, dass das Internet keiner territorialen Einschränkung unterliegt und es keine einheitlichen, weltweiten Standards und Regeln bezüglich Datenerstellung, -verwaltung und –vertrieb gibt, verstößt der Nutzer nur selten gegen geltendes Recht. Solange er nicht kriminalisiert werden kann, verfolgt ihn kein schlechtes Gewissen und keine Angst vor einer Strafe. Solange man sich nicht fürchten muss, etwas Illegales zutun, kann man weiter machen wie bisher! Wer will schon sein ganzes Volk kriminalisieren?

 

Zusammengefasst kann man also zusammenfassen: ,paid content‘ scheitert unter anderem an der Mentalität der User, an den vielfältigen „Schlupflöchern und Ausweichmöglichkeiten“ (Tausch-, Speicher-, Downloaddienste), an fehlenden Standards und Gesetzen und an der Uneinigkeit auf der Anbieterseite!

 

Siehe auch:

 

Teil 1: paid content setzt sich durch

Veröffentlicht in Analyse: Internet-Ökonomie

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